Henrietta Lacks' unsterbliche Zellen

Vor 65 Jahren wurde die erste immortalisierte Zelllinie etabliert, die heutzutage unter dem Namen HeLa allgemeine Verwendung und Bekanntheit erlangt hat.

Ursprung der Zellen

Im Januar 1951 wurde bei der damals 30 jährigen Henrietta Lacks Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert, woraufhin am 8. Februar eine Biopsie durchgeführt wurde. Der Biologe George Otto Gey erhielt im Rahmen einer Kooperation mit dem behandelnden Arzt Gewebeproben von Ms. Lacks‘ Karzinom und entdeckte eine interessante Eigenschaft der Krebszellen: Im Gegensatz zu gewöhnlichen Zellen ließen sich die Krebszellen dauerhaft proliferieren und zeigten keinerlei Anzeichen zellulärer Seneszenz.

Etablierung der Zelllinie

Gey erkannte das Potenzial dieser Entdeckung und spendete die Zellen, sowie die von ihm entwickelten Protokolle interessierten Wissenschaftlern weltweit. Mit beeindruckenden Folgen: Bereits 1953 wurde die erste großflächige Produktionseinrichtung für HeLa Zellen eingeweiht, um der stetig steigengenden Nachfrage gerecht zu werden. 1954 wurde der erste Polioimpfstoff von Jonas Salk unter Verwendung von HeLa Zellen entwickelt und getestet. 1955 wurden HeLa Zellen als erste menschliche Zellen überhaupt erfolgreich (künstlich) transfiziert.

Kontroverse um HeLa-Zellen

Obwohl die Entdeckung der HeLa Zelllinie eine der beeindruckendsten wissenschaftlichen Erfolgsgeschichten begründete, ist sie immer noch ein kontroverses und vieldiskutiertes Thema. Henrietta Lacks hat der Kultivierung “ihrer” Krebszellen nie zugestimmt noch wurde sie darüber infomiert. Ihre Familie erfuhr zudem erst einige Jahrzehnte später von der Herkunft und Bedeutung der HeLa Zellen. Dieses Vorgehen war und ist zwar vollkommen legal aber es war nichtdestotrotz schockierend für die Angehörigen. Dass die Kontroverse um die HeLa Zelllinie noch nicht vorüber ist, wurde 2013 erneut bestätigt: Die Publikation des vollständig sequenzierten HeLa Genoms wurde aufgrund von Datenschutzbedenken seitens Lacks‘ Nachfahren temporär aufgeschoben und erfolgt nun in Absprache mit diesen.

Bedeutung für die Wissenschaft

Trotz dieser Kontroversen sollte die Bedeutung der HeLa Zelllinie für die biologische und medizinische Forschung der letzten 60 Jahre nicht unterschätzt werden. Die Autorin Rebecca Skloot bestärkte dies 2010 in ihrem Buch "Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks" folgendermaßen:

"more than 60,000 scientific articles had been published about research done on HeLa, and that number was increasing steadily at a rate of more than 300 papers each month.”

Die HeLa Zelllinie und die für sie entwickelten Protokolle bahnten den Weg für weitere immortalisierte Zelllinien und diverse medizinische Innovationen. Damit auch Sie die erstaunliche wissenschaftliche Erfolgsgeschichte von Zellkultur und Zelllinien fortsetzen können, bietet Biomol Ihnen ein breites Angebot von Zellkulturmedien, Antibiotika and Zellen.

Literatur

Rebecca-Skloot-HeLa-Zellen

Zur weiteren Lektüre empfehlen wir das Buch "Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks" (2010) der amerikanischen Autorin Rebecca Skloot.

"Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks erzählt eine fesselnde Geschichte vom Zusammenprall zwischen Ethik, Herkunft und Medizin; von wissenschaftlichen Entdeckungen und Glaubensheilung; und von einer Tochter, die von Fragen über die Mutter, die sie nie kennen gelernt hat, geplagt wird.", rebeccaskloot.com/the-immortal-life

 

Bildnachweis

Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, St. Ingbert, Paul Anastasiadis, Eike Weiß, veröffentlicht unter einer CC-BY-SA 3.0 Lizenz.

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