Die Entdeckung von AIDS

Am 5. Juni 1981 berichteten Michael S. Gottlieb, Immnunologe und Professor für Medizin der UCLA, und Joel Weisman über Fälle einer neuen und ungewöhnlichen immunologischen Erkrankung bei homosexuellen Männern. In einer Folgepublikation im Dezember 1981 benannten sie die Krankheit Gay Related Immune Deficiency (GRID), sie würde später in AIDS umbenannt.

Der Beginn der HIV Pandemie

Joel Weisman zog 1975 nach Los Angeles, wo er mit seinem Partner in Sherman Oaks eine Praxis eröffnete. Weisman bemerkte ab etwa 1979/80 eine steigende Anzahl Patienten mit einer Reihe ungewöhnlicher Symptome: Alle waren homosexuel, unter 40 und litten an Gewichtsverlust, geschwollenen Lymphknoten, Fieber, Candidiasis, Lungenentzündungen und häufig dem ansonsten äußerst seltenen Kaposi-Sarkom. 1981 als Weisman zu der Überzeugung gelang, dass es sich nicht um isolierte Fälle handeln kann, verwies er zwei seiner Patienten für genauere Untersuchungen an Dr. Gottlieb, dem derartige Fälle auch schon bekannt waren. Gottlieb diagnostizierte bei fünf homosexuellen und vorher gesunden Patienten eine Pneumocystis jirovecii Pneumonie (In älteren Publikationen ist dieser Pilz auch fälschlich als P. carinii bezeichnet) sowie akute bzw. schon ausgeheilte CMV Infektionen. Sowohl Gottlieb als auch Weisman betrachteten diese Fälle als nur die Spitze des Eisbergs und Gottlieb äußerte gegenüber dem Redakteur des New England Journal, dass es "möglichweise eine Geschichte, noch wichtiger als die Legionärskrankheit" sei. Er hatte allzu recht. Sie schilderten ihre Erkenntnisse in einem gemeinsamen kurzen Artikel für den Morbidity and Mortality Weekly Report des CDC. Fünf Monate später publizierten sie mit weiteren Kollegen einen deutlich detaillierten Bericht im New England Journal, in dem sie bereits die klassischen Kennzeichen von AIDS, darunter auch die drastisch reduzierte T-Zellzahl, beschrieben. Zu diesem Zeitpunkt waren alle fünf Erstfälle schon verstorben.

Von GRID zu AIDS

Der Artikel vom 5. Juni 1981 war die erste Publikation über das erworbene Immundefizienz-Syndrom (AIDS) und markierte den Beginn von mehr als 30 Jahren intensiver HIV Forschung. Knapp einen Monat nach dieser Publikation gründete das CDC eine Arbeitsgruppe zum Kaposi-Sarkom und opportunistischen Erkrankungen. In den ersten Jahren der AIDS Epidemie beschränkte sich ihr Handlungsspielraum auf das Verfolgen und Aufzeichnen der exponentiell ansteigenden Fallzahlen. Anfang des Jahres 1982 wurde deutlich, dass GRID nicht nur auf Homosexuelle beschränkt war und so wurde stattdessen der Begriff "4H disease" verwendet, der sich auf die Risikogruppen Haitianer, Homosexuelle, Hämophile und Heroinsüchtige bezieht. Im Juli 1982 wurde die Krankheit, auch um der Stigmatisierung der Infizierten entgegenzutreten, offiziell AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) getauft, doch in den Medien war noch für viele Jahre der Begriff "Schwulenpest" salonfähig. In den Achtzigern war allerdings eine Beschränkung auf wenige Sexualpartner, die effektivste Präventionsmaßnahme. Joel Weisman, selber homosexuell, versuchte sein bestes diese Informationen in der Schwulenszene zu verbreiten, doch zu seiner Frustration wurde er allzu oft ignoriert: "I couldn't even make some of my friends listen, and they're dead now and that's disconcerting".

Die Hoffnung auf Heilung

Bis zum heutigen Tage hat AIDS etwa 39 Millionen Menschen das Leben gekostet und weitere 38 Millionen sind momentan HIV positiv. Zum Glück sind die Befürchtungen der frühen Achtziger, dass AIDS die neue Pest werden und mehr Tote als die Pocken fordern würde, nicht wahr geworden. Dies ist in großen Maßen dem Erfolg von Aufklärungskampangenen und der stetigen Arbeit tausender Wissenschaftler zu verdanken, dank derer nun medikamentös der Ausbruch von AIDS verhindert werden kann, auch wenn eine komplette Heilung bis jetzt noch nicht möglich ist. Durch die Verbesserung der medizinischen Versorgung von HIV positiven Menschen konnte die Anzahl der jährlichen AIDS bedingten Todesopfer von 2,2 Millionen 2005 auf 1,2 Millionen 2014 gedrückt werden, aber der Weg ist noch lang.

Bildnachweis

Deutsche Anzeige zum Welt AIDS Tag am 1. Dezember.

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